Kapitel 2 - Nie wieder loslassen
13. September 1986
Wir fahren sehr früh, gleich nach dem Frühstück. Die Fahrt bekomme ich gar nicht richtig mit, ich bin schon da. Mein Papa parkt das Auto schon vor dem Hoftor und wir steigen aus und gehen herein.
Plötzlich kommt Sarah angerannt und rennt mich fast um: „Ich hab dich so so so sehr vermisst! Endlich bist du da!”
„Ich dich auch. Das war viel zu lange!”
Während wir uns gegenseitig festhalten, sagt mein Papa zu dem Schauspiel: ”Das nenn ich eine Begrüßung!”, und grinst breit.
Thomas kommt dazu: „Da seid ihr ja schon! Los Reinkommen! Einen zweiten Kaffee?”
„Unbedingt! Er war gar nicht zu bremsen.”
„Im Übrigen kannst du die Queen Platte bitte wieder mitnehmen, wenn ich noch einmal diesen Song höre, lauf ich die Wände hoch!”
„Sind sie nicht süß? Wenn das so weitergeht, muss man die beiden operativ trennen!”
„Wem sagst du das! Ian hier, Ian da. Es gibt nichts anderes mehr.”
„Können und wollen wir was tun?”
„Ich glaube nicht, wir müssen es geschehen lassen! Eine andere Wahl haben wir nicht. Ich denke, die wissen besser als wir, was sie tun.”
„Ich bin mir da gar nicht sicher!”
„Doch glaub mir, wenn ich etwas weiß dann, dass meine Tochter immer das macht, was sie sich vorgenommen hat.”
„Und Ian?”
„Der hat endlich in ihr jemanden gefunden, die alles für ihn tut und auch die Geduld hat.”
Wir sitzen in der Küche, Jana hat warmen Kakao für uns gemacht.
„Was machen wir heute?”, fragt sie mich.
„Darüber hab ich nicht nachgedacht. Danke, das du mir Alice und Bruno gegeben hast, dass hab ich dir noch gar nicht gesagt. Ich kam das letzte Mal gar nicht dazu.”
„Sehr gerne.”
Mir ist plötzlich was eingefallen und ich sage zu meinem Papa: „Papa, gibst du mir bitte die Autoschlüssel? Ich hab was vergessen!”
„Richtig! Du hast dich ja so auf ihr Gesicht gefreut, wenn sie es sieht!”
Er gibt mir die Schlüssel, ich renne zum Auto und hole was ich auf dem Rücksitz vergessen habe. Ich bin wieder zurück, halte es aber immer noch hinter dem Rücken.
Sie springt auf und kommt zu mir, schaut ganz gespannt und fragt: „Du hast was für mich?”
„Ich habe Bruno von dir bekommen, da finde ich es nur fair, wenn du auch von mir was bekommst.”
„Jetzt foltere mich nicht so!”
Ich halte ihr Teddy vor die Nase.
„Ihn hier. Er heißt einfach nur Teddy oder Ted. Mein Lieblingskuscheltier.”
„Sein einziges Kuscheltier!”, ergänzt mein Papa.
„Wirklich? Du gibst mir dein einziges Kuscheltier?”
„Ich hab doch jetzt Bruno.”
„Warum tust du das für mich?”
„Das macht man doch für seine Freundin.”
„Du bist total verrückt!”
Sie fällt mir so überraschend um den Hals, dass ich fast umkippe.
„Du bist verrückt und unglaublich! Wie kannst du mich nur so überraschen?”
„Jetzt hast du was von mir.”
„Ich bin gleich wieder da, ich schaff ihn hoch ins Bett. Nicht weglaufen!”
Sie rennt los und ist kurz darauf wieder zurück.
Wir setzen uns zurück an den Tisch und sie sagt, während sie zufrieden grinst: ”Zurück zum Thema! Wie weit bist du mit Alice?”
„Auf Seite 10.”
„Liest du laut oder leise?”
„Leise.”
„Lies laut! Dann geht es am Anfang besser und wirst sicherer dabei.”
„Okay, versuch ich! Warum heißt dein Teddy eigentlich Bruno?”
„Der heißt schon immer so! Ich hab den schon so lange!”
„Der Hund aus meiner Kindheit hieß Bruno, deshalb hat der Teddy diesen Namen. Das ist Sarahs erster Teddy, pass also gut auf ihn auf!”, wirft Thomas ein.
„Werde ich immer!”, versichere ich ihm.
„Wie war bei dir die Schule, die Woche?”, fragt mich Sarah.
„Ganz gut. Eigentlich wie immer. Ich hab von dir erzählt und wurde dafür geärgert!”
„Wie geärgert?”
Ich merke, wie sie wütend wird.
„Mit Sprüchen wie ‘Verliebt, Verlobt, Verheiratet!’ und ‘Wer will schon die Freundin von so einem Blödi sein?’”
„Erstmal, ich will die Freundin von dem Blödi sein und mit dem anderen haben sie ja recht.”
„Wirklich?“
„Auf jeden Fall!”
Sie umarmt mich von der Seite und gibt mir einen Kuss auf die Wange.
„Wie war es bei dir?”
„Schule?”
Ich nicke.
„Auch wie immer. Ich hab von dir erzählt, wie toll du bist, aber keiner hat mir geglaubt, dass es dich gibt. Sie sagten, ich habe das aus einem Buch, weil ich ja nur lese.”
„Das ist ja blöd! Ich glaube, ich habe eine Idee!”
An meinen Papa: „Hast du deinen Fotoapparat dabei?”
„Nur den Kleinen“, antwortet mein Papa.
Sarah sieht mich fragend an.
„Kannst du dann ein Foto von uns beiden machen, dass wir das nächste Mal mitbringen?”
„Natürlich! Das machen wir nachmittags, da ist das Licht besser!”
„Toll! Danke!”
„Dann kannst du dann den Anderen zeigen, dass es mich gibt!”, erkläre ich Sarah und gebe ihr auch einen Kuss auf die Wange.
„Schöne Idee. Ich habe auch eine Idee, was wir jetzt machen! Du musst mir helfen, ich verstehe was nicht!”
Wir gehen aus der Küche und ich höre Jana noch sagen: „Wenn das mit den Beiden so weitergeht, brauchen wir ein drittes Bett im Kinderzimmer!”
„So wie ich das letzte Mal beim Mittagsschlaf gesehen habe, brauchen wir das Dritte nicht!”, sagt Thomas lachend.
Sarah holt ihren Schulranzen und wir gehen in die Wohnstube. Wir setzen uns aufs Sofa und sie nimmt ein Heft aus dem Ranzen. Sie schlägt es auf und hält es mir direkt vor die Nase.
„Das da, den Mist verstehe ich einfach nicht! Auch meine Lehrerin schafft es nicht, dass ich es kapiere!”
Ich schaue auf Seite und erkenne, um was es sich handelt: „Multiplikation?“
„Was ist Milliplikation?”
„Multiplikation ein anderes Wort für Mal rechnen!”
„Ach so! Lustiges Wort.”
„Was verstehst du daran nicht?”
„Irgendwie alles nicht!”
„Mal rechnen ist doch eigentlich wie Plus rechnen.”
„Wie kann das das gleiche sein?”
„Nicht gleich, aber ähnlich.”
Sie guckt mich verständnislos an.
Ich weiter: „Ein Beispiel: Drei mal Drei ist?”
„Neun”
Ich nicke.
„Was ist drei plus drei plus drei?”
„Auch neun!”
„Siehst du unterschiedliche Rechnung, aber gleiches Ergebnis! Du hast einfach drei mal drei plus gerechnet.”
„Ich glaube so langsam verstehe ich es! Also ist drei mal vier, genau so wie, vier plus vier plus vier? Warum erklärt uns die Lehrerin nicht so?”
„Genau! Weil Schule auswendig lernen heißt, nicht verstehen und ich hasse auswendig lernen!”
„Geht das auch mit großen Zahlen so?”
„Sicher! Nur will ich da die Plusrechnung nicht aufschreiben!”
Sie versucht mich zu ärgern: „Sicher? Was ist 5000 mal 4000?”
Ohne darüber nachzudenken, sage ich: „20 Millionen.”
Sie guckt mich überrascht an und sagt fassungslos: „Das hast du so schnell im Kopf gerechnet?”
„Eigentlich nicht!”
„Du hast das Ergebnis auswendig gelernt?“
„Nein. Was ist 5 mal 4?”
„20!”
„Und dann habe ich nur noch die sechs Nullen drangehängt.”
„Wenn ich das richtig verstehe, hast du die großen Zahlen zerschnitten, die kleinen Zahlen dann gerechnet und dann wieder zusammengesetzt.”
„Ja. Das nennt sich Zahlen zerlegen, hat mir mal ein Mitschüler aus der Zehnten erklärt.”
„Du redest mit den Schülern aus den oberen Klassen?”
„Ja, seit der ersten Klasse. Was die im Unterricht machen ist toll! Ich war auch schon mal mit bei ihnen im Unterricht. Das war bei Physik. Der Lehrer hat was von potenzieller und kinetischer Energie erzählt. Ich habe eine Teil der Wörter nicht verstanden, aber das Prinzip verstanden!”
„Du hast das verstanden?”
„Es ist ziemlich einfach!”
„Wie ist es passiert, dass du mit den Schülern aus der zehnten Klasse redest?”
„In der ersten Klasse, hat jeder Schulanfänger einen Schüler aus der Zehnten zugewiesen bekommen, der ihm alles zeigen sollte und somit für uns einfacher machen sollte. Ich hatte Tanja. Sie hat mich immer in den Pausen abgeholt und mir gezeigt, wie ich mich verhalten soll. Wir sind auch gemeinsam zum Mittagessen. Nach zwei Wochen war es dann eigentlich zu Ende, aber Tanja und ich haben uns trotzdem in den Pausen gesehen, ich habe immer bei ihr und ihren Mitschülern in der Hofpause gestanden und ich habe angefangen mit ihnen zu reden. Sie haben mich immer Klassenmaskottchen genannt. Das hat mir gefallen.”
„Dann bin ich nur eine weitere Freundin?”, fragt sie traurig.
„Nein. Du bist nicht eine, sondern meine erste richtige Freundin! Tanja war sowas wie eine große Schwester.”
Sarah lächelt wieder und umarmt mich kurz.
„Weiter geht's!”, sagt sie überzeugt.
Sie zeigt mir noch ein anderes Mathethema und fragt mich nach meiner Erklärung: „Ich hab das zwar verstanden, aber ich will es nochmal von dir hören. Ich glaube du kannst das mir besser erklären.”
„Dir erkläre ich gerne meine Welt!”
„Warum verstehst du die Mathesachen so gut?”, fragt sie mich.
„Keine Ahnung! Zahlen sind einfach. Sie bedeuten immer das Gleiche und es gibt feste Regeln, wie was zu funktionieren hat. Anders Menschen, die sagen das eine und meinen oder denken das andere. Das verwirrt mich!”
„Bei mir genau so?”, fragt sie unsicher.
„Bei dir irgendwie nicht. Du hast von mir verlangt, dich nie anzulügen, oder?”
Sie nickt und guckt mich neugierig an.
„Für mich heißt das, dass du auch zu mir immer ehrlich bist und mir sagst, was du denkst. Tust du das?”
„Ich sag mal so: Ich verspreche dir hier, dass ich dir immer die Wahrheit sage und dir auch sage was ich denke, denn wie soll ich dich heiraten, wenn wir uns nicht alles sagen können.”
„Das verspreche ich dir auch!”
Ich sage dann noch sehr leise und schaue auf den Boden weil ich mich eigentlich nicht traue: „Ich hab dich unglaublich doll lieb.”
Sie nimmt mit beiden Händen mein Gesicht, dreht es zu sich, schaut mir in die Augen und sagt: „Ich hab dich auch unglaublich lieb. Mein Blödi! Sag es bitte nochmal, das hört sich so schön an.”
Ich nehme ihre Hände und sage so überzeugend, wie ich kann: „Ich hab dich unglaublich lieb. Ich lass dich nie wieder los!”
„Ich lass dich auch nie wieder los!”
Wir umarmen uns. Sie sieht mich unsicher an.
„Kannst du was für mich tun?”
„Alles!”
„Kannst du deinen Papa fragen, ob du für immer bei mir bleiben kannst? Wir können gemeinsam hier in die Schule gehen. Du wärst hier und ich muss mich nie wieder von dir verabschieden! Ich will das nicht mehr!“
„Das wäre so schön! Ich will auch nicht mehr ohne dich! Ich frage ihn beim Mittagessen.”
„Ich helfe dir auch.”
Wir reden noch eine Weile über weitere Schulthemen und wie toll das wäre, es immer gemeinsam zu erleben.
„Fast vergessen! Ich wollte doch noch was mit dir machen!”
„Was denn? Noch was für die Schule?”
Sie nickt und kramt ihr Lesebuch aus dem Ranzen. Als ich es sehe sage ich niedergeschlagen: „Muss das sein?”
„Muss es! Ich hab dir doch gesagt, dass ich es dir richtig beibringe!”
„Ich will nicht! Ich hab Angst, dass du mich auslachst, wenn du merkst, wie schlecht ich im Lesen bin.”
„Ich werde dich nie, nie, nie auslachen! Ich will, dass du besser wirst. Mein Freund soll immer verstehen, warum ich ein Buch so toll finde und das geht nur, wenn er es kennt.”
„Okay, versuchen wir es.”
Sie macht das Buch auf, sucht sich eine Seite aus und legt es mir auf den Schoß. Ich fange an zaghaft und unsicher laut vorzulesen. Sie korrigiert mich zwischendurch und hilft bei der richtigen Betonung der Buchstaben. Weiter kommen auch kurze Dialoge im Text vor, die wir abwechselnd sprechen. Das macht wirklich Spaß.
Als ich mit dem Text fertig bin, gucke ich sie an und sie sagt lächelnd: „War doch gut! Du kannst das doch! Du liest einfach zu wenig. Lies Alice weiter, dann wirst du auch schneller und sicherer!”
„Wirklich?”
„Wirklich! Reine Übungssache!”
„Fertig für Heute? Was machen wir jetzt?”
„Ich denke, wir hatten genug. Was wir jetzt machen? Ich hab mit meinem Papa was vorbereitet, weil ich weiß das du Musik so liebst.”
„Was denn?”, frage ich neugierig.
Sie geht zum Plattenregal und holt eine.
Ich sehe ganz kurz das Titelbild und sage: „Thriller von Michael Jackson aus dem Jahr 1982.”
„Verdammt, du bist gut. Die kennst du?”
Ich nicke und sage: „Mag ich nicht so! Eigentlich nur ein Lied.”
„Welches?”
Ich nehme ihr die Platte aus der Hand und drehe sie um.
„Soll ich es dir zeigen?”
„Das will ich doch!”
Ich gucke auf die Rückseite, finde es, gehe zur Musikanlage und lege das Lied auf.
„‘Beat it’ heißt es”, sag ich zu ihr und als sie die ersten Takte hört.
„Ich glaub dazu kann man gut tanzen. Soll ich?”
„Das will ich sehen!”
Sie fängt an, alleine zu tanzen und ich habe mich in ihrer Nähe auf den Boden gesetzt.
„Willst du nicht mitmachen?”
„Ich will dir einfach nur zusehen. Das sieht großartig aus.”
Sie sieht mir lächelnd in die Augen, dann legt sie ihren Kopf in den Nacken und schließt dabei die Augen.
Nach dem Lied setzt sie sich neben mich und sagt: „Das hat Spaß gemacht, besonders weil du mir zugeguckt hast! Davon bekomm ich richtig gute Laune!”
Ich lächle sie an und sag kein Wort.
„Sag was!”
„Entschuldigung, ich konnte nichts sagen. Bitte mach das wieder!”
Sie gibt mir einen Kuss auf die Wange: „Das wollte ich hören! Für dich und nur für dich immer wieder gerne.”
„Hast du noch was?”
Sie holt eine weitere Schallplatte.
„Was ist mit der?”
„Nummer 4 von Toto auch aus dem Jahr 1982. Mein Lieblingslied ist das letzte auf der Platte.”
Sie schaut auf die Rückseite: „Africa”
„Soll ich es anmachen?”
„Bitte!”
Ich stehe auf, leg das Lied auf und setz mich wieder neben sie. Sie legt ihren Kopf an meine Schulter und hört zu.
Nach dem Lied, schaut sie mich an und meint: ”Richtig schönes Lied. Das muss man einfach mögen! Ich hab noch mehr!”
Sie holt die Nächste: „Das war ein Vorschlag von meiner Mama, genau wie das Erste.”
„ABBA Waterloo von 1974.”
„Bist du ein lebendes Buch für Musik?”
„Irgendwie schon! Musik ist toll, sie folgt immer festen Mustern, was Takt und Instrumente angeht. Das Titellied?”
„Klar! Ich hab es mir vorher nicht angehört, damit du der Erste bist, der es mir zeigt.”
Ich lass das erste Lied spielen. Ich setz mich wieder zu ihr und gebe ihr einen Kuss auf die Wange.
Im Lied fragt sie mich: „Haben die noch weitere so tolle Lieder?”
„Ganz viele!”
Nach den Lied holt sie noch eine: „Das ist die letzte die wir rausgesucht haben.”
„Echt die? Das sind die Dire Straits, das Album heißt Brothers in Arms und ist von 1985. Ich liebe das. Ich könnte das rauf und runter hören!”
„Ein bestimmtes Lied?”
„Ich habe eine Idee. Das Titellied ist das letzte Stück darauf.”
„Mach an!”
Ich lege die Platte auf, gehe zu ihr zurück und halte ihr beide Hände hin und ziehe sie hoch und flüstere ihr ins Ohr: „Das ist nur für dich.”
Wir halten uns fest und bewegen uns zur Musik. Nach dem Ende des Stücks wird es ganz still, wir sehen uns in die Augen.
Sie flüstert: „Was machst du mit mir und warum?”
„Ich weiß nicht warum, ich weiß nur, dass es mir wichtig ist. Ich will dich nie wieder loslassen!“
„Ich dich auch nicht!”
Wir umarmen uns ganz fest und stehen lange so da.
Mein Papa guckt zur Tür rein und sagt: „Hey, ihr beiden, das Essen ist fertig!”
Wir gehen langsam, Hand in Hand, in die Küche.
In der Küche sagt mein Papa: „Wie war die Disko?”
„Was ist Disko?”, fragt Sarah.
„Die Musikveranstaltung?”
„Ach so! Richtig toll! Ian ist einfach einmalig!”
„Freut mich. Lag er immer richtig?”
„Ja. Wieso kann er das?”
„Das ist einfach so passiert.”
Wir setzen uns auf unseren Platz, wie letztes Mal. Jana stellt das Essen auf den Tisch, Spagetti mit Tomatensoße.
Wir beide gleichzeitig: „Lecker! Mein Lieblingsessen!”
Wir gucken uns an und lachen. Wir sehen in überraschte Gesichter und
Thomas kommentiert: „Ihr seid manchmal unheimlich!”
Das Essen wird verteilt und wir fangen an.
Sarahs Mama fragt: „Warum habt ihr nicht gespielt, sondern Schulsachen gemacht?”
„War wichtiger“, antworte ich.
„Ian musste mir was erklären, was ich nicht verstanden hatte und dann hab ich noch mit ihm Lesen geübt”, sagt Sarah dazu.
„Ian, du willst verstanden werden und sorgst aber auch nicht dafür, dass du verstanden wirst. So wird das doch nie was!”, wirft Sarah mir an den Kopf.
„Hast ja recht“, sage ich kleinlaut.
Mein Papa amüsiert: „Wirklich? Es brauchte eine Freundin, dass mein Sohn zum ersten Mal die Schule wichtig nimmt und jetzt erzieht sie ihn auch noch? Kann mich mal jemand kneifen?”
Unsere Eltern lachen und wir essen weiter.
Thomas nach einer Weile: „Wenn ihr Nachmittags raus geht, nehmt bitte Nadine mit!”
„Och Mann, Papa! Ich hab mit Ian immer nur den einen Tag. Der ist für uns!”
„Keine Widerrede. Verstanden?”
„Okay.”
Sarah haut mir leicht mit dem Ellenbogen in die Rippen und flüstert zu mir: „Du bist dran!”
„Ich trau mich nicht!”
Sie sagt laut: „Sebastian, wir haben eine Frage.”
„Und was ist die Frage?”
„Kann Ian…”
„Darf ich hier wohnen?”, übernehme ich.
Alle gucken erschrocken, selbst Sarah ist von meinem dazwischenreden überrascht.
Doch sie sagt: „Wir wollen uns einfach nie wieder voneinander verabschieden und das geht am besten, wenn Ian immer hier Zuhause ist“, versucht Sarah zu erklären.
Thomas ist der Erste, der sagt: „Ihr meint das ernst, oder? Ja, das tut ihr! Ihr kennt euch gerade einmal zwei Tage. Gut, ihr habt euch komplett gewandelt, seid ihr euch kennt. Nichts mehr mit Ruhe. Ihr seid laut, ihr lernt für die Schule, ihr seid regelrecht aneinander gewachsen und jetzt wollt ihr schon zusammenziehen? Wow!”
Sarah erklärt weiter: „Ich war die ganze Woche traurig, nichts hat Spaß gemacht, nicht mal Lesen und ich hab die ganze Zeit das Lied gehört, was er mir gezeigt hat! Ian sollte bei mir sein!”
„Bei mir war es das Gleiche. Ich wollte nicht alleine sein, hab die ganze Zeit Bruno mit mir rumgetragen und hab mir immer vorgestellt, wie ich ihr bei mir alles zeige“, füge ich hinzu.
„Das ist keine leichte Entscheidung! Kinder eures Alters sollten immer bei den Eltern wohnen, andererseits sehen wir, was mit euch passiert“, sagt mein Papa.
„Wir verstehen eure Gefühle! Aber ihr seid viel zu jung für so eine Entscheidung“, sagt Jana.
„Mama, wirklich? Wo sind wir zu jung? Ian ist so wichtig! Ich brauche ihn!”
„Und ich brauche sie! Ich will nichts anderes mehr!”, werfe ich ein.
„Ich mache euch einen Vorschlag, wir Erwachsenen reden heute Nachmittag darüber und finden eine Lösung, die für euch funktioniert. Ihr seid uns wichtig, wir wollen, dass ihr glücklich seid. Okay?”
„Okay”, sagen wir gleichzeitig.
Aber eigentlich bin ich nicht einverstanden. In dem Moment fängt ein neues Lied im Radio an, ich erkenne es an den ersten Takten, springe auf und drehe am Radio die Lautstärke hoch.
Alle schauen verwundert, nur mein Papa grinst und sagt dazu: „Das Radio scheint auf eurer Seite zu sein oder ist das nicht Queen mit I want to Break free?”
Ich nicke, gehe zum Tisch, setze mich wieder hin und lege meinen Arm um sie und küsse sie auf die Wange. Sie küsst mich auch. Wir essen fertig.
Jana: „Jetzt ist Mittagsruhe! Los geht rauf und nehmt Nadine gleich mit! Ich weck euch dann.”
„Na los. Kuscheln!”, sagt Sarah und wir gehen alle ins Kinderzimmer.
Nachdem wir Nadine hingelegt haben, legen wir uns in ihr Bett. Ich kuschel mich zufrieden an ihren Rücken und halte sie ganz fest. So schlafen wir schnell ein.
Wir werden von Jana geweckt. Ich liege noch eine Weile auf dem Rücken, während sich Sarah sich in meine Seite eingegraben hat. Dann drehe ich mich zu ihr, gebe ihr einen Kuss auf die Wange und macht die Augen auf.
Sie lächelt und sagt: „Kannst du mich immer so wecken?”
„Sehr gerne.”
Sie steckt sich und hält sich danach mit den Händen in meinem Genick fest und fragt: „Was machen wir jetzt?”
„Aufstehen, aufs Klo, was trinken und dann mit Nadine rausgehen, oder?”
„Klingt nach einem Plan!”
Sie gibt mir auch einen Kuss und steht auf. Auf dem Weg raus, ruft uns Jana noch hinterher: „Ich mache in der Zwischenzeit Nadine fertig!”
Wir gehen nach unten. Kurz später stehen wir in der Küche und trinken was.
„Was wollen wir genau draußen machen, ist ja nicht das beste Wetter heute”, frage ich Sarah.
„Ich dachte, wir gehen erst mal spazieren, da kann ich dir ein bisschen die Gegend zeigen und danach setzen wir Nadine in den Sandkasten. Den liebt sie und der ist überdacht und wir können dabei reden.”
„Gefällt mir!”
„Papa?”, fragt Sarah.
„Ja? Was gibt’s?”
„Wir wollen gleich raus, ein bisschen spazieren gehen, okay?”
„Sicher! Aber passt gut auf Nadine auf, versprochen?”
„Versprochen! Ich wollte Ian etwas die Umgebung zeigen.”
„Viel Spaß!”
Wir gehen zu dritt zum Schuhe anziehen. Sarah hilft ihrer Schwester dabei. Wir stehen draußen, es ist kühl, es nieselt leicht. Macht nichts.
Wir sind durch das Hoftor durch und ich schaue Sarah fragend an: „Wo lang?”
„Hier lang!”, sie zeigt in eine Richtung.
Wir gehen los, Nadine zwischen Sarah und mir an der Hand. Wir laufen, entlang eines Trampelpfads, zu einer Wiese und ein Stück weiter ist ein Wald.
„Ich zeige dir meinen Lieblingsplatz im Sommer“, sagt Sarah.
Nadine haben wir losgelassen und sie rennt vorne weg.
„Nicht zu weit weg“, rufe ich hinterher.
Wir laufen zu dem kleinen Wald, davor fließt ein kleiner Bach und am Ufer liegen große, flache Steine.
„Auf den Steinen sitze ich immer gerne, höre dem Bach zu und lese.”
„Den muss ich mir merken, hier ist es wirklich schön!”, sage ich beeindruckt.
„Wenn es wieder warm ist, kommen wir gemeinsam hierher, oder?”
„Picknick?”
„Eine fantastische Idee!”
Sie gibt mir einen Kuss. Nadine will mit dem Wasser spielen.
„Nadine, bitte nicht mit dem Wasser spielen, das ist zu kalt. Du wirst sonst krank!”, ermahnt Sarah Nadine.
„Och menno! Ihr seid ja wie Mama und Papa!”
Wir beide gucken uns an und grinsen.
„Wir beide ein eigenes Kind? Klingt spaßig!”, sagt Sarah schelmisch.
„Dafür sind wir echt noch zu jung!”
„Ich hab Mama gefragt. Mit 18 darf man heiraten und mit 19 dann ein Kind?”
„Das sind ja noch 12 Jahre!”
„Also genug Zeit. Die Schule müssen wir ja erstmal fertig machen. Versprich mir bitte eins, du vertraust mir dabei, bitte. Ich bin schließlich die, die einen dicken Bauch bekommt.”
„Erstmal vertraue ich dir immer und weiter wirst du immer, was das angeht, das letzte Wort haben, aber meine Meinung zählt auch.”
„Ohne dich geht es ja gar nicht.”
Wir lachen. Wir beschließen weiterzugehen. Nadine rennt wieder vorne weg. Mit Rufen von uns beiden lenken wir sie. Wir gehen durch den kleinen Wald und dann wieder einen anderen Weg zurück. Die ganze Zeit albern wir herum, natürlich nicht ohne Nadine aus den Augen zu verlieren. Wir kommen wieder an eine Straße und nehmen Nadine wieder zwischen uns und laufen zum Hof ihrer Eltern.
Dort angekommen, sagt Nadine: „Ich muss mal pullern!”
„Ian wartest du kurz hier, ich helfe ihr dabei?”
„Na klar!”
Sie will mir einen Kuss auf die Wange geben, aber ich drehe kurz den Kopf, so das sie meinen Mund trifft. Sarah ist zur Tür herein, da trifft es mich wie einen Schlag.
‘Hat Sarah mich gerade auf den Mund geküsst? Was mache ich denn jetzt? Hat sie es gemerkt? Soll ich es dann ansprechen?’
Während ich so mit mir selbst kämpfe, kommen Sarah und Nadine wieder aus dem Haus.
Sarah kommt zu mir und sagt: „Was ist gerade passiert? Haben wir uns auf den Mund geküsst?”
„Ja, du hast mich auf den Mund geküsst!”
„Was heißt hier ich! Du hast den Kopf gedreht, so das ich nicht getroffen habe!”
„Ich will endlich zum Sandkasten!”, wirft Nadine ein.
„Okay, Okay! Geh schon mal vor. Wir kommen mit!”, sagt Sarah.
Nadine rennt los und wir zwei gehen hinterher. Am Sandkasten ankommen, sitzt Nadine schon drin und fängt gerade an zu buddeln. Wir setzen uns an den Rand und beobachten sie eine Weile.
Sarah fängt an zu reden: ”Wie hat es sich für dich angefühlt?”
„Weiß nicht! Ging zu schnell und ich habe es am Anfang gar nicht richtig mitbekommen.”
Sarah scheint zu überlegen und sagt: „Dann müssen wir das wohl rausfinden!”
Kaum hat sie zu Ende gesprochen, lehnt sie sich zu mir und küsst mich diesmal länger.
„Und jetzt?”
„Richtig schön! Deine Lippen sind ganz weich.”
„No…”
Bevor sie aussprechen kann, küsse ich sie länger und lege meine rechte Hand an ihre Kopfseite.
‘Wo kam dieser Mut jetzt her?’
„Das fühlt sich großartig an! Ab jetzt küssen wir uns nur noch so!”
„Was werden unsere Eltern sagen?”
„Auch etwas, was wir herausfinden müssen.”
„Werden die nicht sauer sein?”
„Weil wir uns küssen wie Verliebte? Ich bin mir nicht sicher, aber ich hoffe nicht!”
„Verliebte?”
„Sind wir das nicht?”
„Irgendwie schon!”
„Na, siehst du!”
Sarah kuschelt sich an mich und wir sehen Nadine beim spielen zu.
Nach einer ganzen Weile sagt Nadine: „Ich will nicht mehr hier spielen! Können wir rein gehen?”
„Gerne, Schwesterherz!”
Wir stehen auf, klopfen den Sand aus Nadines Kleidung, was ihr sichtlich Spaß macht und gehen rein.
Drin angekommen, ziehen wir unsere Schuhe aus und hängen unsere Jacken weg. Jana ist dazugekommen und hilft Nadine.
Nadine während des Ausziehens: „Warum küssen sich Mädchen und Junge auf den Mund?”
„So zeigen sie sich ihre Liebe. Warum fragst du?”
„Dann ist bei Sarah und Ian ganz viel davon!”
Wir erschrecken. Jana sagt nichts dazu.
Wir sind etwas später in der Küche, Thomas macht gerade den Abwasch und Sarah fragt: „Können wir was kleines zu essen bekommen?”
„Klar doch! Mach euch ein Brot und wenn ihr wollt es sind noch Tomaten im Kühlschrank.”
Sarah macht uns Käsebrote. Thomas hat sich umgedreht und beobachtet uns.
„Ian. Tomate oder doch ein Stück Gurke?”
„Ich nehm die Gurke”
„Stellst du alles auf den Tisch, ich muss nochmal schnell aufs Klo!”
Sie gibt mir einen Kuss und geht, leise kichernd.
„Wenn man euch zwei so beobachtet, könnte man denken, ihr seid seit Jahren ein Paar. Ich glaube, Sarah wirst du nicht mehr los. Ich fang schon mal mit der Hochzeitsplanung an!”
Sarah kommt zurück und wir setzen uns an den Tisch.
„Du bist gemein! Wie konntest du das tun.”
„Ganz einfach. Mit dir hätte er nicht so sehr gemeckert, wie mit mir!”
„Bin ich dein Meckerschutz?”
„Tut mir leid. Aber ja! Ist dir nicht aufgefallen, dass uns unsere Eltern in Ruhe lassen, wenn wir zusammen sind?”
„Stimmt!”
Wir sind fertig, räumen alles weg und gehen ins Wohnzimmer.
‘Wo sind denn alle?’
Ich stöbere durchs Plattenregal und denke, dass ich was Passendes gefunden habe. Sarah hat es sich auf dem Sofa bequem gemacht und beobachtet mich.
„Was gefunden?”
„Ich denke schon!”
Ich lege die Platte auf und gehe zu ihr.
„Was ist es?”
„Der Soundtrack von dem Film Saturday Night Fever von 1977.”
Während Stayin’ Alive läuft, fragt sie mich: „Was ist das für ein Film?”
„Ein Tanzfilm, da läuft immer sehr viel Musik und die Schauspieler tanzen.”
„Klingt toll! Können wir sowas mal gucken?”
„Auf jeden Fall! Aber ich wollte mit dir über was reden.”
„Du kannst mit mir über alles reden!”
„Du hast gesagt, dass wir Verliebte sind. Was sagen Verliebte zueinander, um zu sagen, dass sie sich gerne haben? Weil ich denke, ich hab dich lieb, ist nicht mehr das Richtige.“
„Du hast recht, hab dich lieb, ist nicht genug! Man sagt dann, glaub ich, die berühmten drei Worte.”
„Welche Worte?” Sarah kommt ganz nah, küsst mich und sagt: „Ich liebe dich.”
Ich bin für ganz kurze Zeit wie eingefroren, dann küsse ich sie und sage: „Ich liebe dich auch.”
Sarah nimmt mich in die Arme und flüstert mir ins Ohr: „Für mich gibt es nur noch dich.”
„Du bist das Wichtigste, was ich habe”, antworte ich.
Zu „How Deep Is Your Love” kuscheln wir uns aufs Sofa.
Wir werden geweckt.
„Hey, ihr Zwei. Zeit fürs Abendessen”
„Okay, wir sind unterwegs.“
Wir stehen auf und gehen in die Küche. Wir setzen uns.
„Wo ist denn mein Papa?”, frage ich.
„Der ist los“, sagt Jana.
„Der ist gefahren? Ohne mich? Darf ich also hier bleiben?”
„Erstmal nur bis Morgen. Dein Papa holt dich morgen Abend ab“, sagt Thomas.
„Nicht länger?”, fragt Sarah traurig.
„Nein, am Montag ist wieder Schule und bis alles geklärt ist, dauert es eine Weile, außerdem muss Ians Papa erstmal mit seiner Mama darüber reden.”
„Aber so habt ihr erstmal eure erste gemeinsame Nacht. Ein Anfang, oder?”, versucht Jana uns aufzumuntern.
Wir nicken.
„So und jetzt Essen. Guten Appetit.”
Wir fangen an und unterhalten uns darüber, was wir Morgen machen könnten.
Auf einmal fragt uns Jana: „Heute ist ganz schön viel mit euch passiert! Wollt ihr uns davon erzählen?”
„Ich weiß nicht“, sagt Sarah.
„Kann ich nicht sagen. Ich bin mir nicht sicher. Ich muss darüber nachdenken.”
Ich merke, wie ich mein altes Verhalten zurückfalle und das scheint auch Sarah zu merken und greift nach meiner Hand.
‘Ihre Hand! Lass sie nie los!’
Das meine Hand hält, holt mich ein Stück zurück und ich gucke sie an. Sie lächelt.
„Wir müssen reden!”, sage ich zu Sarah.
„Papa? Wir gehen kurz nach draußen, okay?”
„Was ist denn los?”, fragt Thomas.
„Ich glaube Ian hat große Angst und braucht mich jetzt ganz für sich!”
„Das geht vor! Wenn es wichtig ist, verliert man besser keine Zeit!”
„Zieht euch bitte eine Jacke an!”, ruft uns Jana noch hinterher.
Wir setzen uns auf eine Bank bei der Scheune, Sarah hat meine Hand die ganz Zeit fest umschlossen.
Sie guckt mich mit großer Sorge an und fragt: „Ian, was ist los? Sag es mir bitte!”
„Ist das alles nur ein Traum oder ist die letzte Zeit mit dir wirklich passiert?”
„Alles wirklich passiert! Ich bin echt!”
„Aber das war alles so anders! Du bist der erste Mensch, dem ich gesagt habe, dass ich ihn liebe. Selbst meinen Eltern sage ich nie, dass ich sie lieb habe, weil ich es nicht so empfinde.”
„Du hast noch nie zu irgendjemanden gesagt, dass du ihn gern hast?”
„Noch nie! Nur bei dir bin ich mir sicher! Als du heute ‘Ich liebe dich’ gesagt hast, hatte ich endlich einen Namen für das Gefühl, dass ich seit dem Moment auf dem Sofa, wo du mein Gesicht berührt hast, für dich empfinde.”
„Das war auch bei mir der Moment, wo ich dich eigentlich küssen wollte.”
„Was sind wir für Kinder, die sich lieber küssen oder sich über eigene Kinder unterhalten, statt mit Spielzeug zu spielen?”
„Keine Ahnung, aber ich weiß, dass ich nicht mehr damit aufhören will!”
„Dann hören wir gemeinsam nicht damit auf! Ich gefalle mir, wie ich durch dich bin!“
„Ich gefalle mir mit dir auch besser!”
Sie küsst mich und danach flüstert sie: „Ich liebe dich.”
„Ich liebe dich auch.”
Wir umarmen uns ganz fest und sitzen so eine ganze Weile da.
„Los gehen wir wieder rein! Ich hab noch Hunger!“
„Ich jetzt auch!”
Wir laufen zurück und wieder in die Küche.
„Alles wieder gut?”, fragt Jana.
„Alles wieder gut! Das Reden hat geholfen!”, bestätige ich.
„Ich habe es schon heute Nachmittag gesagt, aber manchmal denke ich, ihr kennt euch seit Jahren!”, kommentiert Thomas.
„Jetzt esst erstmal noch was, ich bring mal Nadine ins Bett und ihr zwei könnt ja dann noch etwas mit uns fernsehen.”
„Eine tolle Ideen!”, sage ich dazu.
Wir essen ganz ruhig auf und nachdem wir unsere Sachen weggeräumt haben, begeben wir uns ins Wohnzimmer. Der Fernseher läuft schon, wir setzen uns in die Ecke des Sofas, ich lege meinen Arm um sie und wir schauen uns an, was da läuft. Ich stelle schnell fest, dass das komplett uninteressant ist, Sarah geht es wohl genau so. Sie legt sich hin und legt ihren Kopf in meinen Schoß. Ich lege eine Hand auf ihren Bauch und fange an, mit meinen Fingern durch ihre Haare zu fahren, sie schließt die Augen und scheint es sehr zu genießen. Ich gucke ihr ganz genau ins Gesicht und beobachte jede Reaktion von ihr. Sie streicht ihrerseits mit ihrer Hand meinen Arm, der auf ihrem Bauch liegt, ganz sanft.
Nach einer Weile meint Jana: „Ihr schlaft doch gleich ein, wollt ihr nicht doch ins Bett gehen?”
Sarah öffnet die Augen und sagt: „Ist vielleicht besser! Los Ian, gehen wir hoch!”
Wir stehen auf.
„Gute Nacht!”, sagen wir fast gleichzeitig.
„Schlaft schön“, sagt Jana und Thomas: „Gute Nacht.”
Wir gehen hoch. Im Kinderzimmer ziehen wir uns bis auf die Unterwäsche aus und legen uns ins Bett. Wir liegen auf der Seite, uns anschauend.
Sarah flüstert: „Das war ein richtig toller Tag. Ich freue mich auf die nächsten!”
„Finde ich auch. Aber ich denke, jeder Tag mit dir ist toll!”
„Danke! Schlaf schön!”
„Du auch! Ich liebe dich.”
„Ich dich auch, vergiss das bitte nie!”
Wir küssen uns, kuscheln uns aneinander, halten uns fest und sind schnell eingeschlafen.